Warum eigentlich meditieren!?
Egal ob Achtsamkeits-App, Kundalini Yoga Ausbildung oder die Bunte im Wartezimmer beim Arzt:
Dass Meditation irgendwie ne gute Sache ist, hat alle erreicht.

Aber warum eigentlich?

In diesem Blog-Artikel liest du, welche positiven Effekte die Meditation mit sich bringt und was das mit deinem Nervensystem und der Leistungsfähigkeit deines Gehirns zu tun hat.

Der wohl wichtigste Grund, um zu meditieren:

Stress loswerden.

Unser Nervensystem ist vielfach am Rande seiner Belastbarkeit:
  • Das Informationszeitalter stellt uns unablässig Informationen bereit.
  • Diese große Menge an Informationen, die digital schnell und einfach zu uns kommen, fluten unser Nervensystem mit Informationen.
  • Diese Informationen werden in elektrische Impulse umgewandelt:
    Eine Information ist ein Reiz, der ein Erregungspotential erzeugt, das in unserem Gehirn durch die neuronale Landschaft transportiert wird und dafür sorgt, dass wir dem Reiz adäquat begegnen.
  • Eine kontinuierlich hohe Reizintensität sorgt für eine Überlastung unserer kognitiven Kapazitäten.

Das Ergebnis:
Stress.

Die negative Wirkung des Stresses ist empirisch belegt:

Anstelle einer kognitiven, rationalen und bewussten Analyse einer Situation reagieren wir mit einer Überlebensreaktion. Stress erhöht den Puls, den Cortisol-Ausstoß und den Adrenalinspiegel. Dahinter steht ein nur sehr bedingt steuerbares Programm unseres Gehirns, dass darauf ausgelegt ist, schnellstmöglich wieder in eine wenig Energie verbrauchende Balance zurückzukehren. Unsere Antwortfähigkeit hat sich in den Jahrtausenden unserer Evolution nicht geändert, wir haben drei Optionen:
kämpfen, flüchten, einfrieren.
Bei einer anhaltend hohen Reizintensität verlieren wir die menschliche Fähigkeit, die uns so besonders macht:
Die Fähigkeit, einer Herausforderung bewusst zu begegnen.

Chronischer Stress belastet außerdem das Nerven- und Immunsystem und macht uns anfälliger für bakterielle und virale Infektionen.

Stress ist ein Aufputsch-Kick, stiftet jedoch eindeutig mehr Schaden als Gutes.

Dass Sport und Bewegung hilfreich ist, um für einen Ausgleich zu sorgen, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Körperliche Bewegung hilft, akute Stresssymptome zu lindern.
Und genau hier kommt die Meditation ins Spiel. Denn:
Meditation wirkt tiefer.
Sie gibt dem Körper eine heilsame Verschnaufpause und die Möglichkeit, auch aufgestauten Stress aus der Vergangenheit loszuwerden.
Die Kombination des Kundlaini Yogas, ein Beginn mit Körperübungen und ein Abschluss mit Tiefenentspannung und Meditation, sind also eine phantastische Kombination aus kurz- und langfristiger Heilung.

Wie funktioniert das nun aber genau mit der Meditation?

Meditation ist für dein Nervensystem das Gegenteil von Stimulation. Du „ent-regst“ es sozusagen.
Dabei gleitet dein Körper in den sogenannten hypometabolischen Zustand ab:
Er drosselt vorübergehend sämtliche Stoffwechselaktivitäten und damit auch den Sauerstoffverbrauch.

Kurzum, dein Organismus schaltet ein paar Minuten lang nahezu komplett ab. Und dabei eliminiert er den alten Stress, der sich im Laufe der letzten Stunden, Tage oder gar Jahre angestaut hat.
Dieses neuronale Reinemachen verpasst dir einen spürbaren Energieschub. Denn je kleiner dein Rucksack und je geringer das Gewicht des alten Krams, den du denkst, mit dir rumtragen zu müssen, desto mehr Energie steht dir für dein Leben im Hier und Jetzt zur Verfügung. Das Reinigen deines Unterbewusstseins steigert deine Intuition und dein Konzentrationsvermögen.
Viele alte Schriften aus unterschiedlichen asiatischen Lebensphilosophien, die Meditation beinhalten, berichten seit vielen Jahrhunderten darüber. Die moderne Forschung liefert mittlerweile auch empirische Beweise:

Meditieren verändert die Neurobiologie in deinem Gehirn.

2012 machte ein Team von Neurologen an der Fakultät für Neuromodulation und Neurobildgebung der University of California in Los Angeles einen beeindruckende Entdeckung:
Das Corpus Callosum – der Balken, der die linke und rechte Gehirnhälfte verbindet – ist bei regelmäßig Meditierenden dicker als bei anderen.

Öööööh… und!??

Ein bisschen vereinfacht kann man sagen, dass die linke Gehirnhälfte für kritisches und analytisches Denken zuständig ist, also zum Beispiel für das Abarbeiten der Punkte auf deiner To-do-Liste. Eine lineare Herangehensweise, nacheinander, Punkt für Punkt.
Die rechte Hemisphäre kümmert sich um alle kreative Belange. Sie hat also die Gesamtschau und erlaubt uns rauszuzoomen und unser Ziel im Auge zu behalten.
Unsere modernen Probleme verlangen häufig eine Mischung aus kritisch-analytischen und kreativ-ganzheitlichen Denken. Eine stärkere Verbindung zwischen beiden Hemisphären verleiht dir also die Fähigkeit, effizienter und innovativer mit Herausforderungen umzugehen.

Die Forschung belegt:
Meditieren eliminiert alten Stress und bewirkt positive neurobiologische Veränderungen. Viele Meditierende vergleichen ihre neuen neuronalen Verschaltung mit einer Art sechstem Sinn, der sie intuitiver auf Probleme reagieren lässt.

Heilende Kräfte

Wachsein, Schlafen, Träumen, das sind unsere üblichen Bewusstseinszustände.
Gehirnscans zeigen, dass beim Meditieren sämtliche Hirnareale aktiviert werden. Die Forscher deuten das als Indiz dafür, dass wir durch die Meditation einen vierten und höheren Bewusstseinszustand erreichen können: Turiya.
Dieser meditative Bewusstseinszustand ist nicht nur durch eine veränderte Gehirnfrequenz messbar, sondern sie ist heilsamer als Schlafen!
Die regenerativen Kräfte der Meditation sind zwei- bis fünfmal so stark wie die Wartungsarbeiten des Schlafs.

Meditation verleiht dir also buchstäblich neue Kräfte.

Wer jetzt glaubt, diesen Effekt durch Aufputschmittel wie Kaffee simulieren zu können, der irrt. Koffein blockiert letztlich nur deine neuronalen Rezeptoren für den schlafinduzierenden Botenstoff Adenosin. Es hemmt deine natürliche Müdigkeit und am nächsten Tag bist du noch müder, weil du über deinem energetischen Niveau gelebt hast und wertvolle Reserven verbraten hast.
Dabei ist es wichtig, sich zu verallgegenwärtigen:
Energie, also Prana, Lebenskraft, benötigen wir nicht nur, um unsere Arbeit zu bewältigen. Jede Situation unseres Lebens, die Gesamtheit unserer Herausforderungen, seien sie seelisch, emotional oder mental herausfordernd, braucht das bewusste Investieren unserer Lebensenergie. Unsere Lebensenergie, unser Prana ist nicht unendlich.
Wofür möchte ich mein Prana also investieren?
Meditation hilft dir auf dem Weg der Klärung dieser bedeutenden Frage.
Auch legt die Meditation körpereigene Kraftreserven frei, die von Natur aus in dir schlummern. Wenn du meditierst, produziert dein Körper vitalisierende Neurotransmitter und die Glückshormone Serotonin und Dopamin.

Regelmäßiges Meditieren hilft, um ein überstrapaziertes Nervensystem nach und nach zu entlasten.
Die vielen Stimuli, die unser Nervensystem und damit unser Gehirn als Schaltzentrale verarbeiten muss, werden bei der Meditation für eine Weile massiv reduziert. Oder, um mit Patanjali zu sprechen: Pratyahaara. (*)
Die Sinne nach innen richten.
Das Gehirn de-stimulieren.

Meditation regelt den Schlafbedarf und richtet ihn an den natürlichen Zyklen der Jahreszeiten aus (vorausgesetzt, du lebst in einer Zeitzone mit Entfernung zum Äquator, der dir eine Zeit mit mehr und weniger Sonnenstunden beschert). Mit mittelfristiger Praxis kann sich dein Schlafbedürfnis auf sechs Stunden Schlaf im Sommer und acht im Winter einpendeln, was dann ausreicht, um deine Akkus aufzuladen, da du tiefer und erholsamer schläfst.
Die heilenden Kräfte der Meditation wirken sogar noch tiefer – bis in dein Immunsystem hinein. Die Entspannung des Nervensystems stärkt deine Abwehrkräfte zusätzlich im Kampf gegen Viren und Bakterien. Außerdem fördert es die zelluläre Regeneration. Unfruchtbarkeit, Reizdarmsyndrom und Migräne sind drei häufige Leiden, die durch regelmäßiges Meditieren gelindert werden können.

Die Liste der Vorteile regelmäßiger Meditation ist lang.

Vielleicht denkst du jetzt:
„All diese Vorteile drehen sich nur um mich. Ist das nicht egoistisch?“
Die Antwort ist einfach: nein.
Deine Selbstliebe kommt auch anderen zugute. Wenn du dir Zeit nimmst, um dich zur besten Version deiner selbst zu entwickeln, hat das auch positiven Einfluss auf deine Umwelt. Die Meditation stärkt deine Belastbarkeit und Verbindlichkeit. Und deine ruhige und intuitive Art wird andere anstecken.
Nehmen wir an, es gibt ein Problem auf der Arbeit. Du stellst dich der Situation mit Besonnenheit und kreativen Lösungen. Das wiederum inspiriert deine Kolleg:innen und verbessert die Atmosphäre und Produktivität im gesamten Team. Diese Energie überträgt sich auch auf den Umgang mit deinen Kunden, die die Zusammenarbeit intensivieren und deiner positiven Energie damit noch mehr Reichweite geben.

Meditation ist die Rückkehr zum Selbst.

Kenneth Sörensen, Creative Commons (CC)

(*) Patanjali, Pratyāhārah
II.54
„Rückzug der Sinne ist gleichsam Nachahmung der Eigengestalt des Bewusstseins, sobald [dessen] Nicht-Verbindung zum eigenen Bereich besteht.“
Die Eigengestalt des Bewusstseins ist das Still-Stellen der Bewegungen des Mindes. Dies gelingt, wenn wir uns mit den Gedankenwellen des Minds nicht identifizieren, sondern erkennen, dass wir nicht unsere Gedanken sind. Mit „eigenem Bereich“ ist dieses Charakteristikum des Minds gemeint: seine ewigen Bewegungen.
Patanjali beschreibt hier, wie wir mit dem Üben des Rückzugs der Sinne einen Schritt zu unserem wahren Selbt unternehmen.

II.55
„Daher [kommt] die vollkommene Beherrschung der Sinne.“
Das Wissen um unsere Fähigkeit, Dinge zu meistern (und primär uns selbst) gibt uns ein Macht-Bewusstsein, im ursprünglichen Sinne des Wortes:
Macht kommt von machen. Handeln verändert. Meine Umwelt, mich, mein Leben.
Der Fokus liegt dabei nicht auf einer Veränderung der Umgebung, sondern der Meisterung des ewigen Gedankengeplappers des Minds. Damit geht ein Gleichgemut gegenüber äußeren Anhaftungen (Dinge, Genüsse, Konsum) einher. Dieser Gleichmut ist „von Lust und Unlust vollkommen leer“. (Vyāsa in seinem Kommentar)
Dabei ist ein Rückzug der Sinne kein verschließen nach außen, sondern ein aktives Richten nach innen. Die:der Yogi:ni lauscht, fühlt, schaut, schmeckt und riecht nach innen.

(Übersetzung der Sutren aus Reinhard Palm, Der Yogaleitfaden des Patanjali, S.129ff)

SKK