Das Geheimnis des Glücks. Das klingt ein bisschen wie eine größenwahnsinnige Vision: „Wir haben’s gefunden! Wir wissen, wie „immer glücklich“ funktioniert!“. Oder wie eine Vereinfachung auf mäßigem Eso-Werbeniveau: „Komm zu unserem Kurs, Yogi:ni! Meditier, und all deine Sorgen und Ängste werden sich in Wohlgefallen auflösen!“

Ein bisschen größenwahnsinnige Vision ist ab & an nicht verkehrt. Visionen gestalten das Leben abwechslungsreicher. Die Herausforderungen generieren sich aus selbstgesetzten Zielen, und das erhöht den Spaßfaktor. Aber wissen, wie „immer glücklich“ funktioniert? Das nicht. Wer keine Tage hat, an denen die nicht enden wollende Aufgabenliste, der Anspruch an die eigene Perfektion und die Unwägbarkeiten des Lebens eine nervtötende und stressige Verbindung eingehen, bei der das Verlieren der yogischen Contenance ein Nadi-breit entfernt ist, der melde sich bitte umgehend!

Was wir wissen: Einen Zustand des Glück erfahren wir, wenn Hormone ausgeschüttet werden.

Die vier Hauptakteure für’s Glück sind:

  • Serotonin
  • Dopamin
  • Endorphin
  • Oxytocin

Ihre Ausschüttung erreichen wir mit spezifischen Meditationen des Kundalini Yogas. Jedes Hormon können wir mit einer Reihe unterstützender Maßnahmen zu einem langfristigen Begleiter in unserem Leben machen. So entwickeln wir aus einem Wechselspiel der Gefühle zu Gelassenheit und innere Ruhe.

Doch Glück ist eine flüchtige Sache. was in seiner Natur liegt: Glück ist ein Zustand. Ein Zustand, der sich verändert. Und das brav so macht wie alle Zustände im ewigen Spiel der Polaritäten: Es kommt und geht. Unser Empfinden von Glück ist in einem großen Maß von unseren Hormonen beeinflusst. Die Funktionsfähigkeit unseres Drüsensystem ist eine Voraussetzung für unsere Gesundheit – und ein Grund für die schnell spürbare Wirkweise des Kundalini Yogas.

Spezifische Meditationen beeinflussen unser hormonelles Glücksgleichgewicht positiv.

Der Einfluss des individuell erlebten Glücks auf unser Leben ist so direkt wie der Einfluss von Stress auf unsere Atmung. Problem nur: Meistens fällt uns eine flache Atmung erst auf, wenn uns jemand drauf hinweist. Beim Glück ist es noch etwas komplizierter…

Noch bevor wir bewusst feststellen, dass wir unglücklich sind, beginnt in uns ein tief verankertes Programm aus den Anfängen unserer Evolutionsgeschichte. Wo kein Glück, da Stress. Wo Stress, da Gefahr. Wo Gefahr, da muss das Überleben gesichert werden.

Mit einem Wimpernschlag katapultiert uns unser Gehirn aus unserem menschlichen, ethischen Potential, aus unseren Prinzipien und Werten zum instinktiven Schutz des Ichs. Für hehre Allgemeininteressen ist beim vermeintlichen Überlebenskampf kein Platz. Denn sie sind nur erstrebenswert, wenn wir Zeit, Raum und Energie für komplexe Denkvorgänge haben. Die dauern aber wesentlich länger als flüchten, einfrieren oder kämpfen. Bis dahin hätte uns der Säbelzahntiger bereits als Frühstückshäppchen verspeist.

Wenn wir unglücklich sind, dann hilft auch ein Appellieren an eine bewusste Änderung unserer Einstellung nur bedingt: Gutes Zureden ist Balsam auf der Seele. Das Herz spürt’s auch, der Kopf nickt. Sein Inhalt jedoch (das Gehirn) ist in Alarmbereitschaft. Unser Fokus hat sich aus dem frontalen Cortex und der Bearbeitung komplexer Zusammenhänge verabschiedet: Wo kein Glück, da Stress. Wo Stress, da Gefahr. Wo Gefahr, da muss das Überleben gesichert werden.

Diesem Mechanismus können wir mit seinen eigenen Waffen schlagen: In dem wir wieder einen Zustand des Glücks herstellen, schaltet unser Reptilienhirn den Alarmzustand aus. Wo Glück – da keine Gefahr.

Das Glück, das wir erleben, ist wie das Licht einer Kerze, die es für alle heller macht. Ein glücklicher Mensch ist ein charismatischer Mensch mit einer positiver Ausstrahlung, die ansteckend ist!

Das Erleben eines Zustands des Glücks schenkt uns Gelassenheit, Vertrauen. Es führt uns in ein Empfinden von Fülle, raus aus dem Mangel. Glück lässt uns innere Zufriedenheit und Entspannung erleben.

Achtung… Das hat Auswirkungen, die viel, viel weiter reichen als vielleicht das Abhaken der Zertifizierungsvoraussetzung für die Ausbildung zur/zum Yogalehrer:in. Wenn wir das Gefühl in uns verankern, dass es uns gut geht, das für alles gesorgt ist, dass wir auch in herausfordernden Zeiten glücklich sein können – dann weiten wir unseren Blick. Wir erschaffen eine tiefe Erfahrung in uns, die unsere Einzelinteressen an den rechten Platz rücken. Durch die Regelmäßigkeit der Wiederholung machen wir diese Erfahrung zu einer festen Basis. Ich-ich-ich ist die kurzfristige Befriedigung unseres Selbsterhaltungstriebs. Paradoxerweise macht uns das nicht glücklicher. Nachhaltiges und langfristiges Glück erfahren wir, wenn wir unsere Eigeninteressen hinter den Interessen der Allgemeinheit zurückstellen.

Oder, kurzgesagt:

Wir sind überzeugt davon, dass eine tiefe Meditationserfahrung und Meditationspraxis die Welt zu einem besseren Ort macht. Und dein perfektes Frustschutzmittel ist.

Das Glück, das wir erleben, ist wie das Licht einer Kerze, die es für alle heller macht.

(c) The Teachings of Yogi Bhajan

Das Bild ist eine Skizze von Yogi Bhajan aus dem Buch „Die 21 Stufen der Meditation“ zur 15.Stufe „Präsenz wie ein Leuchtturm“.

SKK